Schalltrichter & Scheibentank
Eines der imposantesten Industriedenkmäler Augsburgs wurde im Jahr 2024 70 Jahre alt. Seit 1954 prägt der Große Scheiben-Gasbehälter im Stadtteil Oberhausen die Skyline. Auch heute, da sich das Gaswerk zum Kulturquartier gewandelt hat, fasziniert das höchste Bauwerk auf dem Gelände durch seine Dimensionen und seine einzigartige Akustik. Anlässlich seines Jubiläums haben wir am 8. September 2024 seine ganz besondere Atmosphäre erlebbar gemacht. Das Medium dafür war Klang – verstanden als Schall ebenso wie als Musik. Wie das Gas, das einst den gewaltigen Tank füllte, breitete sich Schall in alle Richtungen aus. Durch das Echo und die Schwingungen wurde die besondere Raumqualität im Inneren des Gaskessels hörbar.
Das Programm
A | Elektroakustische Live-Installation
elektrojudas aka Wolfgang Wilholm, Liveset
Der Augsburger Hardcoreambientronic-Produzent verarbeitete Samples von Klängen aus dem Inneren des Scheiben-Gasbehälters, dem Gaswerksgelände und O-Töne aus einem Interview mit einem ehemaligen Mitarbeiter des Gaswerks.
https://elektrojudas.bandcamp.com
EMERGE/ Tom Simonetti/ Robert Herget, Klanginstallation mit Lichtelementen
Die unterschiedlichen experimentell-musikalischen Verfahrensweisen der Künstler gingen eine Synthese ein, die ideal geeignet war, um den Gaskessel akustisch in Szene zu setzen. Tom Simonetti brachte den Behälter selbst zum Klingen. Er nutzte dazu Dadamachines – digital gesteuerte Aktoren, die das Metall an verschiedenen Stellen des Gastanks perkussiv bearbeiteten. Das von den Schlägen hervorgerufene Echo war integraler Teil des musikalischen Geschehens. Es wurde durch visuelle Effekte untermalt. Sascha Stadlmeier aka EMERGE ergänzt die perkussiven Klänge um flächige Sounds, die durch elektronische Bearbeitung von Geräuschaufnahmen aus dem Scheiben-Gasbehälter erzeugt wurden. Die entstehenden Schwebungen »füllten« den Raum akustisch aus, ebenso wie es einst das Gas tat, das von unten einströmte und mit seiner gewaltigen Präsenz die tonnenschwere Mittelplatte des Behälters anzuheben vermochte. Der Lichtdesigner Robert Herget setzte mit passenden Licht- und Farbakzenten den imposanten Innenraum und seine Details in Szene.
Sascha Stadlmeier aka EMERGE – https://emergeac.wordpress.com
Tom Simonetti – https://soundlaboratorium.de
Robert Herget – https://le-m.de
>> zur Soundaufnahme vom 8. September 2024. Danke an Heinz Pichler.
B | 70 Jahre Gaskessel –
vom Bau bis zur Nutzung als Kunstraum
Foto-Installation von Susanne Thoma
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C | Nach der Industrie 2
Audioproduktion von Gerald Fiebig
Albert Fink erzählt von seinem Berufsleben im Gaswerk Augsburg, wo er 1966 anfing zu arbeiten. Zwischen den Abschnitten des Interviews ist Musik zu hören. Das Ausgangsmaterial dafür bilden Geräusche von Gas, die unter anderem mit Effekten auf Basis der Töne A und F bearbeitet wurden, als Hommage an A(lbert) F(ink).
Gerald Fiebig – https://geraldfiebig.net
>> Hier anhören